Türchen 5 – Aus dem Tagebuch einer Großmutter

Eine etwas andere Heransgehensweise an Weihnachten und einen Appell an unser Konsumverhalten lesen Sie heute in diesem Auszug eines Tagebuchs...

Advent Weihnachten

Aus dem Tagebuch einer Großmutter

 

Liebes Christkind,

wenn ich du wäre, dann würde ich
es ganz anders machen. Ich würde überhaupt keine
Geschenke bringen. Dann gäbe es auch den ganzen
Kram nicht, der spätestens nach zwei Monaten auf
den Dachboden wandert, umgetauscht wird oder im
Regal verstaubt. Weißt du, was ich an deiner Stelle
tun würde? Ich würde die Pakete abholen. Jawohl, du
hast richtig verstanden. Jeder könnte ein großes Paket
füllen mit allem, was er abgeben will. Ich meine
keine Sachen (dafür gibt es ja Sperrmüll und Umsonstläden
und du weißt schon, was noch). Ich meine das
Zeug, das einem auf der Seele liegt. Judiths Liebeskummer
kommt hinein und Annabells Lebensmittelpanik,
mein Schwiegertochterleiden, Martins Ärger
mit seinem Kollegen, Leos Angst, nicht das Richtige
zu bekommen. Du wirst sehen, da kommt eine Menge
zusammen, und am Heiligen Abend nimmst du uns
unsere schweren Päckchen ab und wir können Weihnachten
feiern. Wie wäre das?
Ich zähle auf dich.

Deine Gudrun

Aus dem Buch