Klaus Mertes erhält Bundesverdienstkreuz

Autor und Jesuitenpater Klaus Mertes wird für sein Engagement bei der Aufarbeitung sexuellem Missbrauchs in der katholischen Kirche gewürdigt

Aktuelles Gesellschaft Verantwortung

Wir gratulieren unserem Autor Jesuitenpater Klaus Mertes zur Verleihung des Bundesverdienstkreuzes, das ihm am 8. April 2021 in Berlin von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier überreicht wurde. Mit dem Preis wird seine Rolle bei der Aufarbeitung des Missbrauchs- und Vertuschungsskandals in der katholischen Kirche gewürdigt. Mit ihm wurde Betroffenenvertreter Matthias Katsch ausgezeichnet.

Klaus Mertes war Rektor des Canisius-Kollegs in Berlin, als er 2010 von sexuellem Missbrauch erfuhr, den Mitbrüder an Schülern begangen hatten. Sein offensives Zugehen auf potenziell Betroffene war ein bislang ungewohnter Umgang mit dem Problem und fand ein großes Echo in der Öffentlichkeit. Es ging Mertes nicht zuerst um das Ansehen der Institution (das bis dahin quasi selbstverständlich immer Priorität gehabt hatte), sondern um Gerechtigkeit für die Betroffenen. Das ist das Leitmotiv seines Engagements bis heute.

Nach und nach meldeten sich immer mehr Betroffene und es kam immer mehr das Ausmaß von Missbrauch und Vertuschung ans Licht – zunächst in den Kirchen, aber dann auch in Schulen, in Sportvereinen, in Familien. In den vergangenen 10 Jahren vollzog sich in der Kirche ebenso wie in der Öffentlichkeit ein Bewusstseinswandel – dass die Schande nicht beim Opfer liegt, sondern beim Täter – und ein Perspektivwechsel vom Täter- zum Opferschutz. Kirche und Gesellschaft haben sich dadurch nachhaltig verändert. Täter werden heute zur Rechenschaft gezogen. Wo Kinder und Jugendliche sind, muss es auch Schutzmaßnahmen geben. In allen Bereichen des Lebens ist die Sensibilität für Machtstrukturen und sexuelle Selbstbestimmung gewachsen – und zwar weltweit.

Die Initialzündung zu dieser Veränderung kam vor 11 Jahren durch Klaus Mertes, der seither mit großem persönlichem Einsatz konsequent die Perspektive der Betroffenen eingefordert hat. Nach dem theologischen Ehrendoktorat der Universität Freiburg würdigte ihn nun die Bundesrepublik Deutschland mit dem Verdienstkreuz. Wir gratulieren herzlich zu dieser Auszeichnung.

Über den Autor

© pro - Norbert Schäfer

Klaus Mertes

Klaus Mertes, Jesuit, ist Oberer des Ignatiushauses in Berlin und Redakteur der »Stimmen der Zeit«. Davor war er Direktor des Kollegs St. Blasien im Schwarzwald und Lehrer für Religion und Latein. In seiner Zeit als Rektor des Canisiuskollegs in Berlin kam durch seinen Brief an möglicherweise betroffene Ehemalige 2010 der Missbrauchs- und Vertuschungsskandal ans Licht, der weite Kreise zog und inzwischen das Problembewusstsein in der Kirche und auch in der Gesellschaft weltweit verändert hat. Dafür erhielt er hohe Auszeichnungen, darunter den theologischen Ehrendoktor der Universität Freiburg, das Bundesverdienstkreuz und den Theologischen Preis der Salzburger Hochschulwochen.

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