Wir trauern um unseren Autor Professor Hubertus Halbfas

Professor Hubertus Halbfas ist in seinem 90. Lebensjahr in der Nacht auf den 1. März 2022 verstorben. Wir sprechen seiner Ehefrau, seiner ganzen Familie und allen, die um ihn trauern, unsere herzliche Anteilnahme aus und danken unserem großen Autor.

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Hubertus Halbfas wurde am 12. Juli 1932 in Drolshagen im Sauerland geboren; seinem Geburtsort blieb er sein Leben lang in großer Treue und aktiver Heimatpflege verbunden. Seine Studien in Philosophie und Theologie absolvierte er nach dem Abitur in Olpe in Paderborn und München. Bereits drei Jahre nach seiner Priesterweihe 1957 wirkte er als Dozent an der Pädagogischen Hochschule in Paderborn. Religionspädagogik wurde sein Lebensthema: 1964 wurde er in München mit einer Arbeit über Jugend und Kirche promoviert. Der Promotion folgten im Patmos Verlag die Veröffentlichungen »Der Religionsunterricht. Psychologische und didaktische Konturen« (1965) und »Fundamentalkatechetik. Sprache und Erfahrung im Religionsunterricht« (1968). Seit 1967 wirkte er bis 1987 als Professor für Katholische Theologie und Religionspädagogik an der Pädagogischen Hochschule Reutlingen. Über sein Verständnis biblischer Symbolsprache kam es zur Kontroverse zunächst mit dem Kölner Erzbischof Kardinal Josef Frings, dann mit der Deutschen Bischofskonferenz.

Hubertus Halbfas wurde entscheidender Wegbereiter einer breit rezipierten Religionsdidaktik, die anstelle des klassischen Katechismusunterrichts eine hermeneutisch aufgeklärte Religionslehre setzte. Die Kontroverse mit der Kirchenleitung führte kirchlicherseits zum Entzug der Lehrerlaubnis durch die Deutsche Bischofskonferenz, auf Seiten von Hubertus Halbfas zur beantragten Laisierung.

In den Folgejahren veröffentlichte der Religionspädagoge neben Lehrbüchern für den Religionsunterricht eine in Materialfülle, Kommentierung und Gestaltung beeindruckende Anzahl von Grundlagenwerken, die Bibel, Mythen und Legenden, Literatur und Kunst einbeziehen und symboldidaktisch erschließen und zu einer eigenständigen »Religiöse Sprachlehre« wurden. Sie sei es, urteilte der Religionspädagoge Dr. Hans Schmid, in deren Zentrum das Herz des überaus produktiven Schaffens von Hubertus Halbfas schlug. Dazu zählen »Die Bibel«, »Der Glaube« und »Das Christentum«, jeweils erschlossen und kommentiert von Hubertus Halbfas ebenso wie »Die Bibel für kluge Kinder und ihre Eltern«, »Mehr als alles. Geschichten Gedichte und Bilder für kluge Kinder und ihre Eltern« und die Trilogie »Religion und Literatur«: »Menschenhaus«, »Christenhaus«, »Welthaus«.

Immer wieder erhob Hubertus Halbfas seine streitbare Stimme im Blick auf den Tradierungsverlust christlicher Glaubenssprache und forderte eine von ihm für notwendig erachtete »Kurskorrektur« der Kirchen. Von seiner weit verbreiteten Gebetsschule »Der Sprung in den Brunnen« bis zum 2021 erschienenen Band »Säkulare Frömmigkeit« galten seine Impulse aber immer auch der engagierten Gestaltung einer zeitgenössischen Spiritualität, die er zunehmend außerhalb der Kirchengrenzen ortete und stärken wollte.

Sein letztes Buch, von ihm bereits für den Druck freigegeben, erscheint im März dieses Jahres: »Tischgemeinschaft. Die Mahlzeiten Jesu und was daraus geworden ist«. Noch einmal geht Hubertus Halbfas als Mensch der Literatur und Mann der Wissenschaft hart mit dem ins Gericht, was er in den real existierenden Kirchen als Verzerrung der Botschaft Jesu erkennt. Aber der letzte Satz seines Buches lautet: »Vielleicht könnten wir alle – auch die distanzierte Gesellschaft – ein jesuanisches Christentum noch einmal neu verstehen lernen.« Wer wollte ihm – unter seinen zahlreichen dankbaren Leserinnen und Lesern ebenso wie unter seinen Kritikern – die Gefolgschaft dieser Hoffnung verweigern? Einer seiner gern zitierten Texte war der Kurzdialog »Ostergespräch« von Kurt Hock. Er handelt von der Fahrt durch einen dunklen Tunnel. Dort heißt es: »Am schönsten ist es, wenn man gerade so weit ist, dass man das Licht wieder sieht. Das Licht von der anderen Seite.« Der Patmos Verlag dankt seinem großen Autor.