»In schweren Zeiten ist das Verwurzeltsein noch wichtiger«

Pierre Stutz im Gespräch über Resilienz und was ihm in Ausnahmesituationen hilft. Aus unserer Reihe »Was stärkt uns in Krisenzeiten«

Resilienz Glaube

Wir leben in äußerst herausfordernden und belastenden Zeiten. Viele Menschen fragen sich, was sie tun können, um seelisch unbeschadet durch diese schwierigen Zeiten zu kommen.
In unserer kleinen Interview-Reihe »Was stärkt uns in Krisenzeiten?« sprechen wir mit Menschen, die sich seit vielen Jahren eben dieser Frage auf ganz unterschiedliche Weise genähert haben. Sie erzählen uns, was ihnen in Ausnahmesituationen hilft und wie sie ihre Resilienz stärken, ihre seelischen Widerstandskräfte fördern.

Heute im Gespräch: Pierre Stutz

 

Für Pierre Stutz ist das Schreiben ein »heiliges Feuer«. Die Suche nach seinem ganz persönlichen Weg und das Schreiben darüber ließ über 40 Bücher entstehen, von denen über 1 Million Exemplare verkauft wurden. Den Erfolg seiner Texte und Vorträge sieht Pierre Stutz als einen Beleg für die »Sehnsucht nach einer geerdeten und befreienden Spiritualität«... Auf seinem eigenen, herausfordernden Lebensweg hat er die Anbindung an die Kraft des Glaubens nicht verloren. Nach einer kirchlich geprägten Jugend studierte Pierre Stutz Katholische Theologie und war 17 Jahre lang Priester, ehe er 2002 das Priesteramt niederlegte. Seit 2003 lebt er mit seinem Lebensgefährten – mittlerweile verheiratet – zusammen. Er sagt über sich selbst: »In persönlichen Krisen und Wendepunkten wurde mir klar, dass nur ein persönlich gestalteter Glaube Halt und Geborgenheit gibt«.


Lebe gut: Herr Stutz, was stärkt Sie in Krisenzeiten?

Pierre Stutz: Ich versuche, mich noch mehr zu verbinden mit all den Menschen, die weltweit Frieden schaffen, es sind sehr viele. So schließe ich den Tag hindurch regelmäßig die Augen, atme tief ein und aus und danke für den heilenden Atmen Gottes, der mich mit allem verbindet.

Lebe gut: Wenn Ängste und Sorgen doch überhandnehmen – zu welchen »Notfallmaßnahmen« greifen Sie?

Pierre Stutz: Ängste und Sorgen gehören zu unserem Leben. Wenn wir sie bekämpfen, dann werden sie noch stärker. Zugleich will ich diesen Gefühlen nicht die Regie überlassen und setze ihnen daher Grenzen. Dies gelingt mir, wenn ich mich erinnere, dass Ängste nur ein Teil von mir sind. Deshalb halte ich jeden Tag noch mehr Ausschau nach dem Schönen, und ich danke für so vieles, was nicht selbstverständlich ist. Das Spazieren im Wald hilft mir sehr, weil meine Freunde, die Bäume, mir aufzeigen, dass in schweren Zeiten das Verwurzeltsein noch wichtiger ist … Mir Gedichte oder biblische Hoffnungsworte laut vorzulesen, führt mich auch zu meinen Kraftquellen.

Lebe gut: Schauen wir gemeinsam in die Zukunft: Was wünschen Sie sich für sich und Ihre Mitmenschen?

Pierre Stutz: Ich wünsche mir so sehr, dass wir endlich, endlich entdecken, dass ein einfach-ökologischer Lebensstil uns mehr Lebensqualität schenkt, weil Klimagerechtigkeit für unsere Kinder und Enkel not-wendend ist. Weniger ist mehr, glücklich werden wir, wenn wir mehr teilen und mit den vielen Menschen, die auf der Flucht sind, einüben, was unser Leben reich macht: Liebende zu sein!

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