Was hat das Meerschweinchen mit dem Meer zu tun?

Unser Autor Benjamin Haller gibt in seinem Buch auf unterhaltsame Art Antworten auf kuriose Fragen aus dem Tierreich. Die Antwort auf die Frage, wie das Meerschwein zu seinem Namen kam, erfahren Sie hier.

Inspiration Natur

Nicht nur sie zu streicheln, sondern auch sie beim Fressen und Herumtollen zu beobachten, hat mir als Kind an den zwei Meerschweinchen, die ich hatte, sehr gefallen. Mit ein bisschen Futter als Motivation konnte ich sie auch dazu bringen, über kleine Hindernisse zu laufen. Die beiden Meerschweinchen waren ein erfreulicher Anblick und auch unser damaliger Hund, ein Mischling, fand die kleinen Nager niedlich. Zwar hat er ab und zu ganz gerne Brotrinde und Karotten aus ihrem Käfig stibitzt, sie aber auch ganz behutsam angestupst.

Wegen ihrer Pfiffe hätte ich irgendwie noch verstanden, wenn sie »Pfeifschweinchen« heißen würden. Aber was haben Meerschweinchen mit dem Meer zu tun? Und warum überhaupt »Schweinchen«? Neben dem Pfeifen, das entfernt an das Quieken junger Ferkel erinnert, ähneln die Tiere Schweinen eher wenig. Bei einem Gewicht von etwa siebenhundert Gramm bis etwas über einem Kilogramm spielen sie auch eindeutig in einer anderen Gewichtsklasse als ihre borstigen Namensvettern. Verwandt sind Schweine und Meerschweinchen nicht. Die rund fünfundzwanzig Zentimeter langen Nagetiere sind dagegen mit Kaninchen, Hasen und Hamstern verwandt. Mit Kaninchen können die geselligen Tiere auch gemeinsam gehalten werden.

Keinesfalls sollte man sich ein einzelnes Tier zulegen, da dies sich dann sehr unwohl und einsam fühlt. Vielleicht kein Wunder, sind Meerschweinchen doch bei uns weit entfernt von ihrer alten Heimat, den Tälern und Gebirgen Südamerikas, wo sie in kleinen Familien zusammenleben. Von dort wurden sie auf dem Seeweg, übers Meer, nach Europa gebracht. Daher könnte ihr Name stammen. Eine andere Möglichkeit besteht darin, dass sie auch als lebender Proviant auf mancher Seefahrt mitgenommen wurden. Die ersten Europäer, die diese niedlichen Tiere zu Gesicht bekamen, waren spanische und portugiesische Seeleute. Auf Spanisch werden Meerschweinchen auch als »Conejillo de Indias« bezeichnet. Das bedeutet so viel wie »indianischer Hase«. Obwohl Südamerika nichts mit Indien gemein hat und die Bezeichnung Indianer beziehungsweise indianisch bekanntermaßen auf eine falsche Annahme zurückgeht, passt zumindest die Zuschreibung Hase deutlich besser zu den Meerschweinchen als die Ableitung des deutschen Namens von den Schweinen.

Den bereits bei ihrer Geburt weit entwickelten Meerschweinchen wird es egal sein, dass nur der erste Teil ihres Namens – und das auch nur bedingt – auf sie zutrifft. Viel wichtiger ist den Tieren, dass sie sich regelmäßig austoben können. Als Haustierhalter sollte man auf ein ausreichend großes Gehege, welches auch Rennstrecken bietet, achten. Bei guter Pflege und wenn man sie artgerecht mit Heu, Gemüse und Obst versorgt, können Meerschweinchen etwa acht Jahre alt werden. Dass ein Meerschweinchen sich wohlfühlt, kann man am glänzenden Fell erkennen. Meerschweinchen sind meistens weiß, braun und schwarz gefärbt. Ist das Fell stumpf, stimmt etwas mit den Tieren nicht und man sollte sie genau beobachten und nötigenfalls zum Tierarzt gehen.

Dieser Weg ist dann für die Nager nicht annähernd so lange wie der, den ihre Vorfahren auf der Reise nach Europa hinter sich brachten. Eine Seereise von Südamerika nach Spanien dauerte damals etwa ein halbes Jahr.

Dieser Text ist aus dem Buch

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Diese und viele andere spannende Fragen rund um Vögel, Fische, Reptilien, Säugetiere aus aller Welt und unsere liebsten Haustiere stellte sich Tierfreund Benjamin Haller. Die interessantesten und kuriosesten Fragen – und natürlich deren Antworten – hat er für dieses Buch gesammelt, begleitet von wunderschönen nostalgischen Illustrationen.

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