Sich von negativen Denk- und Verhaltensmustern befreien

Warum ein starkes Selbstwertgefühl für das eigene Glück so wichtig ist. Ein Plädoyer von Sandra Salm

Achtsamkeit Ratgeber Gesund leben

Bevor ich aus dem Haus und unter Menschen gehe, tue ich so Einiges: Mich waschen natürlich, die Zähne putzen, die Haare bürsten, mir überlegen, was ich anziehen könnte (und manchmal nichts finden, womit ich wirklich zufrieden bin), mich anziehen, Schmuck an- und ein wenig Schminke und Parfum auflegen… fertig!

Fertig? Hm… trotz aller vorangegangenen Bemühungen werfe ich noch einen langen prüfenden Blick in den Spiegel im Flur, ehe ich endlich befinde: So kann ich »auf die Straße«. Vielleicht geht es Ihnen genauso oder ähnlich?

Jede unserer Entscheidungen hängt von unserem Selbstwertgefühl ab

Tatsächlich ist es ganz normal, dass wir stets kritisch überlegen, ob und wie wir uns den Blicken anderer Menschen präsentieren können. Und das nicht nur beim täglichen Aus-dem-Haus-gehen. Auch bei der Wahl unserer Kleider, beim Einkauf, der Entscheidung für ein bestimmtes Auto, unserer Berufswahl, ja vielleicht sogar bei der Wahl unserer Lebenspartner spielt häufig auch die Überlegung mit, was andere Menschen wohl davon halten werden. Wie frei oder gehemmt wir bei diesen Entscheidungen sind, hängt ganz maßgeblich von unserem Selbstwertgefühl ab. Je stärker es ist, desto eher können wir freie, positive Entscheidungen für uns selbst treffen. Diese Freiheit wiederum ist eine Voraussetzung für das gute Gefühl, ein selbstbestimmtes, authentisches Leben zu führen.

Wenn der Kopf ins Gegenprogramm schaltet und warum das meist nicht hilft

Doch viele Menschen sind keineswegs frei. Sie tragen negative Botschaften über sich selbst durchs Leben. Heinz-Peter Röhr nennt sie »geheime Programme«. Er ist Pädagoge und Psychotherapeut und war über 30 Jahre lang an einer Fachklinik für Suchtmittelkranke tätig. Dabei hat er festgestellt, dass viele seiner Patienten »geheime Programme« in sich trugen, die ihnen in frühester Kindheit emotional vermittelt wurden. Diese Programme oder Botschaften lauten etwa »Ich bin unerwünscht«, »Ich genüge nicht«, »Ich bin zu kurz gekommen«, »Ich bin schuldig«, »Ich bin hilflos« und anderes mehr. Und sie wirken nicht nur bei Menschen, die wegen einer Drogensucht in Behandlung sind.

Viele Menschen starten in ihrer Not unbewusst »Gegenprogramme«. Doch sie helfen meist nicht gegen das früh erworbene Übel der »geheimen Programme«. Solche Gegenprogramme können etwa Erfolg, Perfektionismus, Helfen, Sport, Drogen, Konsum, Macht, Anpassung und vieles andere sein. Aber da die »geheimen Programme« emotional eingeprägt wurden – meist durch das Erleben der Eltern-Kind-Beziehung –, sitzen sie sehr tief in der Seele der Betroffenen und widerstehen allen Kompensationsversuchen.

Den »geheimen Programmen« entgegenwirken

Wer etwa mit dem Programm »Ich genüge nicht« lebt, wird auch bei beruflichen Erfolgen, ja, selbst bei Beförderungen stets ängstlich fragen, ob er wirklich zu Recht in seiner guten Position sitzt und ob es nicht noch größerer Anstrengungen bedürfte, um sie dauerhaft zu halten.

Wer das Programm »Ich bin zu kurz gekommen« mit sich trägt, wird auch bei positiven Erlebnissen nach denen Ausschau halten, die es noch besser getroffen haben. Weil es solche Beispiele immer gibt. Der dann aufkommende Neid bewirkt eine Bestätigung der Negativbotschaft.

Und wer das Programm »Ich bin hässlich« verinnerlicht hat, wird einen einzigen vielleicht kritischen Blick stärker gewichten als eine ganze Menge herzlicher Komplimente. Diese Aufzählung ließe sich beliebig fortsetzen.

Und doch ist es möglich, die »geheimen Programme« mit Geduld und gezieltem Entgegenwirken zu besiegen. Heinz-Peter Röhr schildert in seinem Buch »Wie Sie Ihr Selbstwertgefühl stärken« anhand vieler Beispiele aus seiner Praxis, wie Selbstwert-Probleme gelagert sein können, wie und warum falsche Lösungsansätze im Sand verlaufen, aber auch, wie ein neues, befreites Leben möglich wird.

Spannend ist für jede Leserin und jeden Leser die Frage, welche »geheimen Programme« in ihr und ihm wohnen, wo sie Glück und Freiheit im Wege stehen und wie sie durch positive Botschaften ersetzt werden können. Heinz-Peter Röhr gibt dazu wichtige Hinweise, denen es sich lohnt zu folgen.

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