Maria 2.0 – Frauen in der Kirche treiben Reform voran

Viele Frauen aus der Mitte des kirchlichen Lebens fordern Gleichberechtigung und den Zugang zu allen Ämtern

Gesellschaft Glaube Verantwortung

Von der »Tagesschau« über die sozialen Netzwerke bis hin zu den Regionalzeitungen hat es ein Medienecho gefunden: Zum Todestag Martin Luthers gab es wieder einen Thesenanschlag an die Türen von mehr als 1000 Domen und Kirchen in Deutschland – unter anderem in München, Würzburg, Augsburg, Köln, Mainz und Freiburg. Es wurden 7 Thesen von der katholischen Reformbewegung »Maria 2.0« formuliert. Seit ihrer Entstehung 2019 setzt sich Maria 2.0 für eine grundlegende Reform der katholischen Kirche ein – eine Reaktion auf das Bekanntwerden der Fälle sexualisierter Gewalt durch Kleriker und den Umgang damit durch deren Vorgesetzte. Im Zentrum ihrer Forderungen steht die volle Gleichberechtigung von Frauen in der katholischen Kirche und damit auch der Zugang zu allen Ämtern.

Bischöfe kommen ins Zweifeln

Damit stehen die Frauen von Maria 2.0 nicht allein. Nach Ansicht des Mainzer Bischofs Peter Kohlgraf sind »die Einwände Roms gegen die Frauenordination vielfach nicht« überzeugend. Er stellt fest, dass es heute nicht mehr ausreiche, zu sagen: »Rom hat entschieden, und deshalb reden wir nicht mehr darüber« (Kölner Stadt-Anzeiger vom 5.10.2019). Nach eigener Auskunft hat der Bischof den Frauen von Maria 2.0 versprochen, ihr Unverständnis in dieser Frage nach Rom weiterzugeben. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, der Limburger Bischof Georg Bätzing, sieht sich zwar gebunden, den päpstlich verkündeten Ausschluss der Frauen vom Weiheamt zu vertreten.

Jedoch kann er als Mitglied einer Gesellschaft, in der die Gleichberechtigung der Geschlechter ein fundamentales Recht darstellt, bei der Forderung nach Gleichberechtigung von Frauen nicht sehen, »inwiefern darin ein Fehler liegen könnte, der das Leben der Kirche auf eine schiefe Bahn bringt« (katholisch.de vom 1.6.2020), auch nicht bei der Besetzung von kirchlichen Ämtern.

 

Weitermachen wie bisher ist keine Lösung

»Einfach weiterzumachen, die Frauen weiter perspektivlos um Geduld zu bitten und zugleich von ›verschlossenen Türen‹ für manche ihrer Forderungen zu sprechen, werden viele Frauen – und Männer, die mit ihnen solidarisch sind – nicht mehr hinnehmen. Frauen stehen auf, weil sie sich massiv diskriminiert fühlen und in der katholischen Kirche, in der sie beheimatet sind, stets an den Rand gedrückt wurden und noch immer werden«, schreibt die ausgebildete Religionspädagogin Maria Hagenschneider, eine von vielen katholischen Stimmen, die sich bei Maria 2.0 versammeln.

 

Viele Stimmen für den Wandel

Die Bewegung katholischer Frauen ist nicht auf Deutschland begrenzt. Die österreichische Initiative »bleiben.erheben.wandeln« sammelt Stimmen von Frauen aus Europa, die Auskunft geben über ihren Einsatz für die Kirche und ihr Ringen mit ihr. Das Buch »Frauen machen Kirche« versammelt ihre Glaubenszeugnisse, Analysen und Zukunftsvisionen.

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