Unser Autor Hans-Jürgen Hufeisen über den Zauber Irlands

Hans-Jürgen Hufeisen kennt und liebt Irland von seinen vielen Reisen. Wir haben mit ihm über sein Verhältnis zur grünen Insel sowie über sein Werk »Kraft des Segens« gesprochen

Interview Natur Segen

Hans-Jürgen Hufeisen ist ein virtuoser Blockflötenspieler und Komponist, der zahlreiche CDs herausbringt. Wie für andere Künstler und Musiker hat die Corona-Pandemie dazu geführt, dass seine umfangreiche Konzerttätigkeit zurzeit nicht stattfinden kann. Der sensible Künstler kennt und liebt Irland von vielen Reisen: schroffe Steilküsten und sanfte Wiesenlandschaften, wundersame Steinkreise und Sonnenkreuze. Wir haben mit ihm über sein neues Werk »Kraft des Segens« und über sein Verhältnis zu diesem besonderen Land gesprochen.

Irland – Eine Insel voller Musik

Lebe gut: Herr Hufeisen, Ihr neues Buch und die CD »Kraft des Segens« stellt Segensworte und Melodien aus Irland vor. Was fasziniert Sie an Irland?

Hans Jürgen Hufeisen: Mich fasziniert die frohe Natur im Menschen, das Grün der Landschaften, die Tiere auf den Weiden, die Ruinen mit ihren alten Geschichten, die Ursprünglichkeit und das Friedsame der christlichen Tradition – all das macht mich innerlich froh und tut einfach gut. Auf meinen Reisen nach Irland habe ich viele Begegnungen erfahren und beseelte Orte entdecken dürfen. Die keltische Kultur ist so alt wie die des Alten Ägypten. Und es ist eine Insel voller Musik: der Musik von keltischer Harfe und Fidel, von Flöte und Trommel.


Lebe gut: Welche persönlichen Erlebnisse verbinden Sie mit der »grünen Insel«?

Hans Jürgen Hufeisen: Es war meine Begegnung mit dem irischen Schriftsteller John O'Donohue (1956–2008). Er wuchs in einem kargen Landstrich im Westen der Insel, in County Clare, auf einem Bauernhof auf und setzte sich später auch politisch dafür ein, dass die Landschaft seiner Kindheit erhalten blieb. Später lebte er in Connemara, ich traf ihn 2004 nicht weit von Galway. Er öffnete mir Ohr und Augen für die keltische irische Kultur und für die heilende Kraft ihrer Schönheit.

»In dieser kargen Klosterruine Flöte zu spielen hat mich sehr berührt«

Lebe gut: Welches ist Ihr Lieblingsort in Irland?

Hans-Jürgen Hufeisen: Mein Lieblingsort ist Skellig Michael, eine Felseninsel. Sie beherbergt eine Klosterruine von ganz besonderer Art. Die Insel besteht aus einem einzigen 210 Meter hohen Berg, 13 Kilometer im Südwesten der Küste Irlands vorgelagert. Stürmisch und von schäumenden Wellen umgeben liegt der Fels, nichts von grüner Insel. An diesem Ort haben sich vor etwa tausend Jahren Mönche zurückgezogen. In dieser kargen Klosterruine Flöte zu spielen hat mich sehr berührt. Meine Musik mit der Stille und der spürbaren Kraft der Elemente an diesem beseelten Ort verbinden zu dürfen.

Aus der Ruhe der Nacht wächst ein neuer Tag

Lebe gut: Sie sind weit und viel gereist und haben viele Kulturen kennengelernt. Was ist für Sie das Besondere an der keltischen Überlieferung in Irland?

Hans-Jürgen Hufeisen: Durch meine Reisen durch Irland ist mir bewusst geworden, wie tief doch unsere Kultur im deutschsprachigen Raum mit seinen Festen, Bräuchen, Geschichten und Liedern im Keltischen verwurzelt ist. Wir sind mit dieser Kultur eigentlich mehr verbunden als mit der des Vorderen Orients oder auch der aus der römischen Zeit. Seit der Zeit der Kelten galt der Baum als heiliges Wesen und verband Himmel und Erde. Mit der Christianisierung hielten die Mönche das Wissen darüber fest und schrieben die keltischen Gesetze zum Schutz der Bäume auf. In den Bäumen sah man eine Verbindung zwischen dem Jetzt und der kommenden ewigen Welt: Wurzeln, die in die Vergangenheit reichen. Blätter, die satt und grün dem Leben dienen. Gerade hierzulande hat uns die keltische Verehrung der Bäume und des Waldes tief geprägt.

Lebe gut: Im Moment ist durch die Corona-Pandemie das Reisen sehr eingeschränkt. Haben Sie einen Rat, wie Menschen sich lebendig halten und auf innere Reisen gehen können?

Hans-Jürgen Hufeisen: Ich kann nur für mich sprechen – vielleicht ist es eine Anregung auch für andere. Erst einmal musste ich lernen, ein »Ja« zu sagen –zu dieser so unglaublichen Situation. Alle Konzerte und geplanten Reisen fanden und finden in diesem Jahr nicht statt. Zum ersten Mal wurde ich »angehalten und ausgebremst«! Ich fing an, meine ungewollte »geschenkte« Zeit anzuschauen. Es entstanden ganz neue Töne aus mir heraus, Musik für eine neue Komposition, für eine musikalische Messe. Kann eine Zeit wie diese auch eine Chance sein für unseren Alltag? Ich muss an die Steinkreise in Irland denken. Die Steine liegen da, seit 3000 Jahren, sie tun nichts, bewegen sich nicht fort. Doch ich kann meine Gedanken im Steinkreis sammeln und neu ordnen und mit ihnen spielen, damit Neues entsteht. Das ist für mich tröstlich: Aus der Ruhe der Nacht wächst ein neuer Tag!


Hans-Jürgen Hufeisen

Hans-Jürgen Hufeisen

Hans-Jürgen Hufeisen ist Blockflötist, Komponist, Arrangeur, Choreograf: 1954 geboren, wuchs er bis 1972 im Kinderdorf Neukirchen-Vluyn auf, studierte Blockflöte, Musikpädagogik und Komposition an der…

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