Türchen 11 – Ein besonderer Weihnachtshelfer

Warum ein Osterhase Winterschlaf macht und was es damit auf sich hat erzählt uns heute Andrea Schwarz.

Advent Weihnachten

Zugegeben – der Winter ließ sich wirklich mild an in diesem Jahr. Es war bereits Anfang Dezember, und noch hatte es keinen Schnee gegeben, einige Zugvögel hatten glatt das Weiterziehen vergessen, ja es gab sogar vereinzelt Weidenkätzchen, die sich bereits zum Blühen entschlossen hatten …

Das aber allein wäre sicher noch kein Grund für den Osterhasen gewesen, aus seinem wohlverdienten Winterschlaf aufzuwachen, denn milde Winter hatte es immer schon einmal gegeben … dennoch schien das Wetter in den letzten Jahren durcheinander geraten zu sein.

Jedenfalls – in diesem Jahr erwachte der Osterhase am 3. Dezember von seinem üblichen Winterschlaf. Ja – es ist mir durchaus bekannt, dass Hasen im Allgemeinen keinen Winterschlaf halten –, aber haben Sie schon einmal ernsthaft überlegt, was der Osterhase eigentlich nach Ostern macht? Für die paar Tage ist der Osterhase sinnvoll und nützlich, aber dann … was würden Sie zum Beispiel im Sommerurlaub mit einem Osterhasen anfangen wollen? Sehen Sie – genau das hat der Osterhase erkannt und sich entsprechend darauf eingerichtet.

Nach dem Stress zu Ostern erholt er sich erst einmal, indem er in Urlaub geht. Im Juli und August läuft er ein bisschen in den Städten und auf dem Land herum, um sich zu informieren, was es so Neues gibt – irgendwoher muss er ja auch erfahren, welche Ostereier er im folgenden Jahr bringen soll.

Dann aber, wenn sich die Blätter an den Bäumen herbstlich färben, wenn die Felder leer und abgeerntet sind, zieht sich der Osterhase in sein kleines Haus zurück, macht die Fensterläden zu, stellt den Wecker auf Aschermittwoch – und beginnt einen ausführlichen Winterschlaf. Sicher – es war immer schon einmal vorgekommen, dass er vor der Zeit aufwachte, sei es, dass der Sturm draußen besonders kräftig heulte, ihm die Decke heruntergerutscht war oder er irgendetwas Dummes geträumt hatte. Dann holte er sich ein Kohlblatt, knabberte ein wenig daran herum – um sich schließlich erneut die Decke über die Ohren zu ziehen und eine nächste Runde Schlaf zu beginnen. Die kommende Ostersaison würde wieder genug Kraft kosten …

In diesem Jahr aber sollte es anders kommen – der Osterhase ahnte es bereits, als er aufwachte und statt der wohlig-vertrauten Müdigkeit hellwach war. Vorsichtshalber schaute er zum Fenster hinaus – aber es war eindeutig Winter, auch wenn kein Schnee lag. Letzte braune Blätter hingen an den Ästen der Bäume, ein milchigweißer Nebel hing über der Landschaft – ach, Sie kennen ja diese novembrigen Tage, die sich immer wieder einmal in den Dezember hineinschleichen.

Der Osterhase war unruhig – er spürte, dass irgendetwas anders war als sonst, wenn er zwischendrin aus seinem Winterschlaf einmal aufwachte. Er hob die Nase in die Luft und schnupperte – aber da war nichts. Vorsichtig öffnete er die Tür, linste hinaus und stellt seine langen Ohren in die Höhe – aber er konnte nichts Ungewöhnliches sehen oder hören. Seltsam, ihn ließ die Unruhe nicht los … was um alles in der Welt war passiert?

Aus dem Buch